„Kraftvoll schlägt er den Ball zurück! Was für ein Ballwechsel, was für eine Partie! Ooooh, das sah gefährlich aus!…Und, ja! Ja! Das war der letzte entscheidende Punkt für Max Mustermann! Somit haben wir einen Sieger im heutigen Tennisturnier! Mustermann entscheidet das letzte Spiel für sich und siegt mit einem Gesamtspielstand von 6:4. Und wir haben ihn auch bereits am Mikrofon: Max, was für ein spektakulärer Sieg! Woher stammt Dein unglaubliches Potential?“ „Nun ja“, antwortet der Profisportler, „das habe ich dem „Talentino“-Konzept zu verdanken, das mich im Verein während meiner Kindheit begleitet hat!“
Wahrscheinlich würde der nächste deutsche Tennisstar auf die Frage nach seinen Fähigkeiten nicht genau so antworten – es besteht aber zumindest die Möglichkeit, groß rauszukommen, wenn man in seiner Kindheit an einem speziellen Trainingsprogramm wie dem „Talentino“-Training teilgenommen hat. Mit der Einführung des „Talentino“-Konzeptes beim TC Wettenberg in diesem Frühjahr wollten die Verantwortlichen allerdings etwas ganz anderes bezwecken. „Wie jeder Verein freuen wir uns stets über neue Mitglieder“, leitet Vereinsvorsitzender Thorsten Müller-Rietdorf ein. „Da wir aber aktuell ganz gut besetzt sind und uns über unsere Mitgliederzahlen, aber auch Trainingsmöglichkeiten zum Glück weniger Sorgen machen müssen, haben wir uns überlegt, was wir denn Gutes für unsere bestehenden Mitglieder tun können, damit auch diese weiterhin Freude am Tennissport haben und uns erhalten bleiben.“
„Unser Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen unseres Vereins mehr in den Mittelpunkt zu stellen“
Nach reiflicher Überlegung entschieden sich die Wettenberger dazu, das Trainingskonzept „Talentino“ des Deutschen Tennis Bundes in sein Kinder- und Jugendtraining zu integrieren. Wichtig war es dem Ersten Vorsitzenden, aber auch dem Trainer Stephan Thylmann, dass das neue Konzept zum eigenen Verein passt und auch nützlich ist. „Unser Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen unseres Vereins mehr in den Mittelpunkt zu stellen und sie dazu zu motivieren, auch langfristig dem Tennissport treu zu bleiben“, erklärt Müller-Rietdorf. „Dies gelingt uns mit „Talentino“ hervorragend, da das spezielle Konzept darauf ausgerichtet ist, den jungen Sportlern kontinuierlich Freude am Sport zu bereiten, sie aber auch dazu herausfordert, eigenständig Leistungen erbringen zu wollen. Das spornt an – und man bleibt am Ball.“
„Es ist wichtig, dass die Sportler bereits früh Erfolgserlebnisse haben, die sie dazu bringen, weiterhin im Sport aktiv zu sein“
Doch was zeichnet das hochgelobte Konzept des DTB nun aus? Es richtet sich an tennisspielende Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren und besteht im Wesentlichen aus Vorschlägen, Hinweisen und Methoden zur Optimierung des Jugendtrainings, auch für unterschiedlich starke Spieler. Gepaart wird dies mit dem passenden Material, das die Vereine erwerben können: So gibt es leichter zu schlagende Druckbälle in verschiedenen Druckstärken, kleinere Schläger und Netze sowie dazu passende Kinder- und Trainerhefte. Darin können die Kinder ihren Trainingsfortschritt festhalten – und ihn gegebenenfalls auch den Eltern präsentieren. „Es ist wichtig, dass die Sportler bereits früh Erfolgserlebnisse haben, die sie dazu bringen, weiterhin im Sport aktiv zu sein“, weiß Müller-Rietdorf. „Eine solche Weise, diese Erfahrungen zu machen, besteht darin, sich mit Familienmitgliedern über seine Leistungen auszutauschen.“ Eine andere Möglichkeit ist, regelmäßig kleine Prüfungen während des Trainings zu machen, die belohnt werden – auch dies ist eine Idee, die vom unsichtbaren Assistenztrainer Herr „Talentino“ stammt.“
Seit der Einführung von „Talentino“ werden ab und an kleinere Tests durchgeführt
An dieser Stelle kommt Trainer Thylmann mit der Unterstützung von Anton Piet Müller und Henrik Schäfer ins Spiel: In der 60-minütigen Sportstunde werden nämlich nicht nur klassische Aufwärm- und Technikübungen absolviert, sondern seit der Einführung von „Talentino“ ab und an auch kleinere Tests durchgeführt. Bei diesen können die Kinder das Gelernte auf die Probe stellen und merken, was sie noch üben müssen. Gelingen die Aufgaben gut, ist es wiederum ein Erfolgserlebnis, das die Jungsportler dann mit Freunden oder der Familie teilen können.
„Beim Tennis geht es um viel mehr als nur darum, den Ball zu treffen, auch wenn das natürlich der Kern des Sports ist“
Insgesamt geht es bei „Talentino“ darum, die Kinder spielerisch an den Tennissport heranzuführen, zugleich aber die Einstiegsphase in den Sport möglichst kurz zu halten. Tennistrainer stehen nämlich vor der Herausforderung, die Kinder einerseits langsam an den Umgang mit einem Ball und einem Schläger zu gewöhnen, andererseits darauf zu achten, dass die Kleinen nicht die Lust am Sport verlieren, gerade weil sie noch nicht in der ersten Stunde ihr erstes Match bestreiten dürfen. „Beim Tennis geht es um viel mehr als nur darum, den Ball zu treffen, auch wenn das natürlich der Kern des Sports ist“, findet Thylmann. „Die richtige Schritttechnik einzuhalten, wie etwa den ‚Sidestep‘, optimiert die Bewegungsabläufe auf dem Feld und kann zuletzt auch ausschlaggebend für einen Sieg oder eine Niederlage sein.“
Ein gutes Training zeichnet sich jedoch nicht nur durch gute Trainingsmethoden und geschulte Trainer aus; nicht zuletzt ist es essenziell, dass die Sportler Spaß am Trainieren haben. „Wir legen großen Wert darauf, dass sich die Sportler – Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene – bei uns im Verein zuhause fühlen“, betont Thylmann. „Als heimischer Verein haben wir viele Mitglieder aus der Region, und man soll uns nicht nur gut erreichen, sondern wir möchten auch nahbar sein. Letztendlich ist es das, was Sportler dazu bewegt, bei einem Verein zu bleiben: Dass sie schnell zum Training kommen und dort auf Menschen treffen, bei denen sie sich zuhause fühlen.“ Mit der Einführung des „Talentino“-Konzeptes versucht der TC Wettenberg also nicht nur, das Jugendtraining abwechslungsreicher und effektiver zu gestalten, sondern ebenfalls eine Atmosphäre zu schaffen, in der gerne und mit Begeisterung Sport getrieben wird.
Wenn das gelingt – und blickt man in die Gesichter der Nachwuchssportler, scheint sich diese Annahme zu bestätigen – dann darf der TCW demnächst ganz viele Talente bei den Erwachsenen begrüßen: Dorthin werden nämlich alle jungen Spieler eingeladen, die nun noch mehr Lust auf Tennis bekommen haben.
Text: Olivia Harder
Bild: TC Wettenberg